Interessante Textfunde zur Motorentwicklung

Hier soll alles rund um die Arabella rein
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Letzter Fuffziger
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Interessante Textfunde zur Motorentwicklung

Beitragvon Letzter Fuffziger » Sa 2. Jul 2011, 15:08

vgl. P. Michels, "Die Geschichte der Arabella", S 18

"Durch die angespannte Verkaufs- und Kostensituation im Herbst 1960 wurden zudem Überlegungen angestellt, die Arabella in eine höhere Hubraumklasse zu bringen. Zu diesem Zweck wurde ein Motor durch im Bohrungsdurchmesser vergrößerte Laufbuchsen und angeglichene Zylinderköpfe auf 1.100 ccm Hubraum gebracht. Die Leistung konnte so mühelos auf über 50 PS mit [nur] einem Vergaser gebracht werden. Zu einer Weiterentwicklung dieses Motors ... kam es aber dann nicht mehr."

Wäre interessant zu wissen, wie sich das mit dem vorhandenen Kurbeltrieb (=Hub) überhaupt hat verwirklichen lassen. Ich habe mal nachgerechnet: es hätte eine für den kleinen Motor sehr große Bohrung von 75 bis 76 (-> 1060 bis 1089 ccm) statt 69 erfordert. Gibt es da noch greifbare Maßangaben in irgendwelchen Unterlagen?

Die Auflageflächen an den Serien-Köpfen geben eine Vergrößerung auf 73,5, vielleicht 74 mm problemlos her. Drüber müssten die Wasserkanäle leicht verändert werden, um den Büchsen "auszuweichen", aber von angepassten Köpfen wurde ja gesprochen. An den Ventilen ist kaum noch eine Vergrößerung drin, beim 45-PS-Motor ist der Steg dazwischen schon recht schmal. Allenfalls wäre eine weitere leichte Vergrößerung der Einlasskanäle denkbar (Verlegung der Stehbolzen für die Ansaugbrücke).

Für nasse Laufbüchsen liegt die absolut untere Grenze für die Wandstärke (heute!) bei 5 mm. Demnach müssten Büchsen mindestens mit einem Bund-Außenmaß von 75+2*5+2*1 = 87 mm zum Einsatz gekommen sein. Mit derartigen oder sogar noch weiteren Büchsen wird es im Gehäuse eng, ich habe nachgesehen, es müssten bereits Grate abgerundet werden um die unteren Büchsenbünde einsetzen zu können.
Auch verbliebe um die Zentrierbohrungen (=Aufnahmen) für die Büchsen-Füße (Wandstärke 3 mm) mit dann min. 81 mm im Gehäuse nicht mehr gerade viel Material: zwischen 6,5 und 9 mm ringsum. Wenn die Stabilität der Büchsenauflagen und der Zentrierung damit noch ausreicht, ist das wohl gerade noch hinzubekommen. Allerdings kann ich mir noch größere Büchsen nicht mehr vorstellen. Der Hub stünde mit 60 mm eigentlich auch in einem extremen Verhältnis zur Bohrung. Wir liegen da im Bereich der alten C-Kadett-1,2-l-Motoren (Bohrung x Hub = 79 x 61) oder heutiger Motorradmotoren. Die haben allerdings wegen hoher Drehzahlen wesentlich kürzere und leichtere Kolben (Slip-Bauart). Fragen kommen für die Arabella aber schon beim Kolbengewicht und den Materialstärken des Kurbeltriebs auf.

Lässt sich also vielleicht die zusätzliche Verwendung einer etwas langhubigeren Kurbelwelle und von geringfügig kürzeren Pleueln u/o Kolben mit entsprechend kleinerer Bauhöhe ("Kompressionshöhe") vermuten? Eher nicht, denn die Hubstrecke ist ja durch die Lage der Büchsenbünde an den Kolben-Umkehrpunkten und damit durch die Höhenmaße des Gehäuses vorgegeben. Allenfalls gingen hier wenige mm, vielleicht Bohrung/ Hub 74 mm/ 63 mm (-> 1084 ccm)


zum 45-PS-Motor des Frua-Coupés vgl. P. Kurze, "Prototypen und Kleinserien ...", S 92 und "Besser fahren ... 1959", S 58

"Die Leistungssteigerung erreichte man durch ... Verdichtungserhöhung auf 8,5 : 1, Vergrößerung aller Ventile um 2 mm ..., Änderung ... der Abgasleitung von 37 auf 40 mm und Verwendung von zwei Vergasern" (Solex PCI 32 wie 38 PS).

Vgl. Normal-Arabella 38 PS - 7,5 : 1! Bekanntermaßen weist der realisierte 45-PS-Motor demgegenüber 9 : 1 durch die "Herzchenkolben" und einen Vergaser 34 PCI sowie die vergrößerten Ventile und offenbar ebenfalls einen Ansaugtrakt mit größerem Durchmesser auf. Der Auspuffkanal endet (soeben gemessen) mit 30 mm gegenüber knapp 28 beim 38-PS-Motor. Die obige Angabe müsste also wohl heißen "27 auf 30 mm" - oder ist hier das Auspuffrohr gemeint?

"Bei der Arabella-Limousine passte die Zwei-Vergaser-Anlage nicht in den beengten Motorraum, weil ... der linke Vergaser im Kühlluftstrom stand."

Das Coupé war 20 cm länger, die Stelle liest sich deshalb wie ein Hinweis auf einen vorne angeordneten Kühler.
Nichts desto trotz wäre es interessant, mal einen 45-PS-Motor mit zwei Vergasern, entsprechend kurzem Ansaugstutzen und Elekto-Kühlerlüfter auszurüsten. Die Lichtmaschine könnte dann zur Mitte rücken. Ein Vergaser sollte auch nicht wesentlich mehr "Luftraum" verstellen als die Lichtmaschine mit Bock und Ölstutzen. Notfalls könnte man die Luft zwangsgeführt über Kanal zuleiten.
Überschlagsweise nochmal so 5 PS mehr, der Verbrauch dürfte allerdings auch im Verhältnis zur erreichten Mehrleistung höher sein als jetzt!

Schon klar, dass das für den Hobby-Arabellisten kaum zu leisten ist - Gedankenspinnrad!

Manfred
Zuletzt geändert von Letzter Fuffziger am Di 12. Jul 2011, 15:20, insgesamt 5-mal geändert.
Was ich anfange, bringe ich auch zue

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