Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

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Letzter Fuffziger
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Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon Letzter Fuffziger » So 10. Feb 2019, 14:43

.
Cari Arabellisti,

einmal mehr die altbekannte Situation:

IMG-20190210-WA0000.jpg

Grund dafür war diesmal der missglückte (weil zu halbherzige, wie ich jetzt weiß) Aufbau eines Ersatzgetriebes.

Wegen dessen unerträglicher Geräuschkulisse war ich nicht abgeneigt, die Arbeit diesmal an Fachleute zu übergeben. Nur, wohin damit? Mit den Empfehlungen von Oldtimerseite war es oft nicht weit her, und auch bei Betrieben, die sich als "oldtimeraffin" bezeichneten, gab es zu oft Beschwerden.
Kurz vor Weihnachten hatte ich dann schließlich über die Schiene Dr. Vogelsang -> Pawelski eine Adresse in erreichbarer Nähe erhalten, angerufen und um eine Sichtung meines Getriebesammelsuriums gebeten.
Ablieferung war in der Woche nach Neuahr, der Standort Kemnath (Opfz.) stellte sich als einigermaßen verkehrsgünstig anfahrbar heraus, und ich hatte den Vorteil, dass erst in der nächsten Woche wieder regulärer Werkstattbetrieb stattfand - also war Zeit zum Labern!
Wir haben wirklich sorgfältig die kritischen Punkte am Getriebe durchsprechen können, alles klang nach sehr viel Know How, also habe ich den gesamten Haufen Teile dort gelassen.
Nach kurzer Zeit kam der KV.

Schwerwiegendste Befunde:
- hinteres Führungslager Brüche in Käfig und Kugeln ("das war bei den alten Porsche auch verbaut und macht denselben Ärger")
- übrige Lager offensichtlich oder vermutlich verschlissen
- Verschleiß der Synchronringe (mitgebrachtes Material enthielt bessere, aber wohl sogar noch zu bekommen)
- Schaltgabeln "runter" (ersetzbar aus mitgebrachtem Material, ansonsten müssen die woanders aufgeschweißt/ auf Maß gebracht werden)
- Zahnräder mit Kratzern (hier noch unkritisch)

Beruhigend aber:
"Alle Mängel sind mit hausüblichen Maßnahmen zu beheben"!

Damit kann ich Euch bereits das Ergebnis zeigen. Zwei(!) Getriebe konnten nach 6 Wochen Bearbeitungsdauer schon abgeholt werden, das zweite geht wieder an seinen Besitzer "auf Reserve". Dies hier ist meines.

AR_Bogward (1)kl.JPG

AR_Bogward (4)kl.JPG

Wir haben noch den verlängerten Gelenkhebel gegen ein Original getauscht, und jetzt darf das Gerät wieder hausen, wo ich es erhalten habe:
in der grauen Arabella!

P1080628kl.jpg

In dem Zerlegungszustand lassen sich sogar Ganghebelstellung und (nach Wieder-Anbau des Motors) das Kupplungspedal leicht einstellen.
Unterdessen ist alles wieder beisammen, wir wollen noch ein paar Kleinigkeiten gleich erledigen, die ersten Kuppel- und Schaltversuche im Fahren werden Anfang der Woche auf dem Werkstatthof stattfinden.
Dann noch die Gangebenen Rück, 1/2 und 3/4 antesten/ einstellen und die Hebelstellung für Rückwärtsgang und 2. ausmitteln und es geht nach Hause.

Erster Eindruck?
- überhaupt kein spürbares Spiel mehr in der Abtriebswelle nicht einwärts/ auswärts und auch nicht quer, vorher "Kuhschwanz"
- Rollweg des Autos hin und her mit eingelegtem 2. Gang vielleicht 3 cm.
- Ausnahmslos alle Lager sind neu und von besserer Materialqualität als damals (v.a. das hintere Führungslager)
- Alle Dichtungen erneuert, Ersatztype am Welleneingang ("garantiert dicht") und auch die Positionen der aktuellen Nachfertigung.
- die Gänge lassen sich im Stehen butterweich durchschalten, mit der Hand dreht sich die Welle sehr weich und ohne "Rupfer".

Ein Tip noch aus den Gesprächen: es ist wohl oft eine Fehlstellung durch beschädigte Lager, die zu lauten Getrieben führt, Schäden an den Rädern sind viel seltener, wenn die Schmierung passt. Dann sollten die Lager schnellstmöglich getauscht werden, bevor die Zahnräder durch die unsachgemäße Stellung Schaden nehmen.

Ich werde also ein weiteres Mal Vorreiter machen und über die ersten Fahrten berichten, vor allem das Geräuschthema!
Sollte das "hinhauen", haben evtl. einige Mitstreiter ein schmerzendes Thema weniger und wir können den Instandsetzter in die Reihe der Problemlöser aufnehmen.

Euch ebenfalls erfolgreiche Vorbereitung und guten Start in die 19er Saison
Manfred

Wie feiern wir übrigens den 60. Geburtstag des Arabella? -> neuer Beitrag!?
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arn
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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon arn » Mo 11. Feb 2019, 14:17

das klingt ja richtig gut! Die Spannung wächst!
Arn

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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon Letzter Fuffziger » Mo 11. Feb 2019, 20:02

Bericht von den ersten vier, fünf Kilometern (bis 70 etwa)

Alle Gänge schalten aus jeder Richtung, nur die Ebenen liegen noch'n bischen zu nah am Fahrer, daran ist aber nicht das Getriebe schuld - problemlos einzustellen! Dann wird auch der Zweite noch weicher. Rückwärtsgang scheint auch drin zu bleiben.

Was mich überrascht hat: nahe 0° Starttemperatur hat bereits der Leerlauf ausgereicht, das Auto auf dem glatten Werkstattboden leicht zu ziehen. Nachdem eine geschlossene Kupplung ja nur Kraft überträgt, die "vorher" schon anliegt, muss das aus dem Getriebe selber kommen. Kaltes Öl? Zahnräder, die sich erst wieder finden müssen? Warm hatte ich den Eindruck, ists weg.
Jemandem schon mal begegnet so?

Geräuschentwicklung sehr angenehm. Bei offener Klappe, vom Festschrauben der Tachowelle noch, kaum was zu hören. Straße und Wind waren mindestens gleich laut. Stephan, kannstes ja wahrscheinlich bald mal erleben.

Alles scheint galaktisch gut!

Natürlich hat sowas einen Preis, ich find' den aber angemessen, wenn sich der Eindruck weiter so verfestigt.
Fragt mich bitte per PN, ich will hier keine Zahlen vorgeben, die beim ein- oder anderen dann so nicht haltbar sind.
Ein Kostenvoranschlag ist immer individuell!

Manfred
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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon Gerald & Thomas » Di 12. Feb 2019, 19:43

Hallo Manfred,
das klingt nicht schlecht.
Das Phänomen das bei kalten Außentemperaturen bei getretener Kupplung der Wagen leicht nach vorne rollt habe ich bei meinem Getriebe auch.
klingt ganz danach das der Getreibebauer in nächster Zeit sicher einige Getreibe zum aufarbeiten bekommt. Können ja beim Treffen darüber Quatschen.
Liebe Grüße Gerald
Der "verrückte Österreicher"

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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon Letzter Fuffziger » Mi 13. Feb 2019, 12:47

Hi Gerald, hier ist es ist umgekehrt: im Leerlauf bei nicht getretener Kupplung;
getreten hieße das ja, dass die Trennung nicht vollständig ist.

Manfred
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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon Redi » Mo 18. Feb 2019, 15:58

Hallo Manfred,
das Getriebe sieht ja Schnieke aus. Wenn es so funktioniert wie es aussieht, bist du einen Schritt weiter. Herzlichen Glückwunsch.
Gruß Hans

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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon Letzter Fuffziger » Di 26. Feb 2019, 20:30

Nun also sind es gute 100 km mit Geschwindigkeiten bis 120.

Gleich vorneweg: Wunder kann man wohl auch von einer Profi-Überholung nicht erwarten, wenn das Material zuvor schon einige Jahre (?) mit defekten Lagern gefahren worden und das "Gebiss" über 55 Jahre alt ist.

Einerseits: Das Getriebe singt jetzt nur noch, es pfeift nicht mehr, soll heißen, ist zusätzlich zum Motor deutlich wahrnembar, aber nicht mehr die dominante Störung. Da summieren sich derzeit Motor mit Auspuff, Lüfter, Getriebe, Wind- und Rollgeräusche, und auch die nicht vollkommen dichten Türspalte zwitschern nach Kräften. Anmerkung: Dämmung, Gummi- und Kokosmatte, Rückbank, Ausrüstung des Armaturenbretts und der komplette Satz Seitenverkleidungen fehlen noch. Das ist "von Natur aus" noch genug Dröhnfläche und eben entsprechend laut.
Deshalb: mehr als 115 mag ich derzeit nicht fahren, 100 bis 110 dagegen sind ein aushaltbares Marschtempo.

Andererseits: Schalten geht nach einmal Verstellen des Schaltzugs schon fast perfekt, mit ein bischen Hin- und Her-Spielen wird das noch richtig gut.
Der Geräuschpegel ist trotz allem um Klassen besser als zuvor - und -endlich, endlich - kein stinkendes Öl mehr unter dem Auto!
Den Zieh-Effekt gibt's übrigens warmgefahren auch nicht.

Ich berichte weiterhin in zunehmenden km-Abständen
Manfred
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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon arn » Fr 1. Mär 2019, 20:39

Hallo Manfred,
das klingt ja immer noch gut und realistisch. Und wenn es erst richtig eingelaufen ist, wirds sowieo nochmal besser.
Was hälts Du davon als verdienter Vorreiter den Getriebe Leuten ein spezielles feedback zu geben und sie selbst eine Runde fahren zu lassen. Wenn die interessiert sind und man mit denen auch diskutieren kann, entsteht vielleicht noch die eine oder andere Verbesserungs Idee, soviele Arabella Getriebe werden die ja noch nicht in der Mache gehabt haben. Ich weiß, ist Aufwand, aber als Vorreiter...
Schönen Abend noch!
Arn

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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon Letzter Fuffziger » Sa 2. Mär 2019, 16:23

Hallo Arn, ja evtl.
Rückmeldung sollen sie auf jeden Fall kriegen, aber sooo nah ist das jetzt auch nicht und liegt v.a. auf keiner meiner üblichen Routen.
Mal sehen, wann ich da mal wieder hinkomme ...

Manfred
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Re: Getriebeinstandsetzung - Erfahrungsbericht

Beitragvon Letzter Fuffziger » Do 18. Apr 2019, 10:08

Will mich mal mit einem aktuellen Stand melden.

Alles unverändert, das Getriebe "benimmt" sich anständig; geforderter Ölwechsel nach 1000 km ist erledigt, alles dicht.
Im Öl einige kleine helle Späne, ich nehme an vom "Zähneputzen" während der Kupplungseinstellung, ansonsten nur kaum erkennbarer Flitter, anscheinend Messing von den Synchronringen. Da gibt es immer Verschleiß, und auch die Konus-Flanken werden sich nach einem Austausch noch vollends angleichen.

Unglaublich, was etwas Öl mehr oder weniger beim Geräusch ausmacht. Hatten die Erstfüllung bis knapp unter Kante seitliches Kontrolloch stehen. Diesmal nach dem Verschließen von oben her noch 'n 1/4l mehr eingefüllt - selbes Öl. Das ist deutlich leiser jetzt.

Werde Euch so Ende der Saison abschließend berichten.
Manfred
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