Cari Arabellisti, hallo Lloyde,
kratzen bei Euch auch Gänge oder lassen sich nicht mehr vernünftig einlegen?
Bei meiner Arabella war es vor allem im warmen Zustand beim Rückwärtsgang schlimm. In den Ersten konnte man auch oft nur mit vorherigem Umweg über den Zweiten schalten.
Nach dem Einbau eines diesmal wirklich fachgerecht überholten Getriebes konnte ich die Gangebenen gar nicht mehr vollständig erreichen:
Entweder lagen zusammen mit 1+2 noch 3+4 im Hebelbereich, dann hatte ich keinen Rückwärtsgang. Stellte man wiederum den schaltbar ein, fielen "am anderen Ende" 3+4 weg.
Die Suche begann, ich mache es aber kurz: als Verursacher blieben zuletzt die Kugelgelenke des Schaltzuges als dringendst Taterdächtige übrig.
Beim oberen bewegte sich die Kugel des Einstell-Sechskants 1,5 wenn nicht 2 mm in der Pfanne ein- und auswärts.
(Abb.: Winkelgelenk zwischen Schalthebel und Seilzug)
Die untere Pfanne am Getriebe hatte auch sichtbar Spiel. Beide "Wackelkandidaten" brachten es zusammen auf etwa 2,5mm. Das wiederum sind bei den Einstellgewinden M5 x 0,8 mehr als drei volle Umdrehungen.
Wenn sich beim späteren Einstellen herausstellt, dass mit neuen Gelenken der Bereich, in dem alle drei Gangebenen sauber anwählbar sind, innerhalb einer Drehung des Einstellsechskants von nur 4 - 6 "Zähnen" liegt, wird klar, was ein Spiel von fast 20 Zähnen bewirken muss.
Zwei WInkelgelenke für den Schalthebel fanden sich an ausgebauten Zügen im Fundus, eines davon tatsächlich mit Spiel 0.
Auch eine der unteren Kugelpfannen war gut. Spiel vielleicht 2/10. Da ich nicht auf ein Neuteil warten wollte, kam es zum Einsatz.
Wie, Neuteil?
tatsächlich sind die beiden Gelenke Normteile: "Kugelpfanne B8 M5 DIN 71805" (Beispiel-Abbildung), für unten direkt zu verwenden.
Für das WInkelgelenk müsste der Hals der Kugelpfanne so abgetragen werden, dass nur die beiden Zapfen für den Eingriff in den Schalthebel stehen bleiben.
Der Austausch ist Fummelarbeit
Oben gehts noch: den Sechskant entkontern, dann drehen, bis das Gewinde komplett herausgewandert ist.
Halteschraube im Ganghebel entfernen und Winkelgelenk herausnehmen. Mit dem neuen Winkelgelenk alles rückwärts wieder zusammenbauen. Sechskant noch nicht kontern!
An das untere Gelenk kommt man nur mit schmalen Händen bei abgenommenem linken Vorderrad von schräg unten auf der Hebebühne. Man muss vor dem vorderen Arm der Achsträgergabel hinein und um die Getriebemanschette herum greifen. Ein weiterer Zugang besteht entlang der Antriebswelle durch die Achsträgergabel.
Nun ist die Herausforderung, die alte Pfanne zu entkontern (ggf. Sicherungsbügel lösen) und die neue zu sichern und in der richtigen Drehposition zu verkontern. Ich habe mir dazu auf den Hals der neuen Pfanne zwei Facetten geschliffen, als Aufnahme für einen kleinen Maulschlüssel SW 7. Manche Anbieter haben auch Exemplare "mit Schlüsselfläche" im Sortiment.
Jetzt aber zum Resultat
Nachdem die richtige Länge des Schaltzugs gefunden war, liegen alle Gänge wieder innerhalb des Hebelbereichs und lassen sich schalten.
Einstellen des Schaltzugs
Das Einstellen des Zuges auf die Einstellmarke nach Handbuch kann man normalerweise getrost vergessen, die ist einfach hinter allem Streben- und Wellenwerk unsichtbar.
Allenfalls ist sie auf der Hebebühne durch die Rahmengabel mit gutem Licht zu erkennen. Der Einsteller muss dann oben im Fahrzeug arbeiten, unten befindet sich ein Beobachter. Zum Kontrollieren wiederholt den Ganghebel nach 1+2 drücken. Gemäß den Zurufen des Beobachters unten kann der Zug am Einstell-Sechskant des Winkelgelenks auf die richtige Länge gedreht werden.
Alleine bleibt nichts übrig als sich voranzutasten. Mit rel. wenig auf den Schaltzug aufgeschraubtem Sechskant beginnen. Der Zug ist jetzt zu lang, 3+4 werden sich noch nicht schalten lassen. In Intervallen von 3-4 "Zähnen" den Sechskant weiter auf das Gewinde drehen und dadurch den Seilzug verkürzen. Irgendwann werden 3+4 schaltbar.
Jetzt die Stellung finden, in der das gerade noch eben funktioniert und merken.
Schaltzug weiter verkürzen (Zähnezahl beim Drehen des Sechskants mitzählen!) bis der Rückwärtsgang nicht mehr schaltbar wird. Auch hier die Stellung finden, in der er gerade noch einzulegen ist.
Sechskant auf die Mitte zwischen beiden gemerkten Positionen einstellen und durch Kontermutter sichern.
Den unteren Gehäusedeckel noch nicht aufsetzen, denn eventuell werden im ersten Betrieb noch Korrekturen nötig. Auch warmgefahren ergeben sich meist leichte Verschiebungen, die mit berücksichtigt werden müssen. Es sollte sich aber eine Stellung finden, in der alle Gänge bei jeder Temperatur zu schalten sind.
Die Höheneinstellung des Schalthebels richtet sich nach dem Ausschnitt im Tachogehäuse und ändert nichts an der Schaltbarkeit der Gänge. Nach Handbuch vorgehen!
Vielleicht wird's doch dem ein oder anderen helfen!
Gruß
Manfred
Schaltprobleme beheben - ein Bericht
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Schaltprobleme beheben - ein Bericht
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Was ich anfange, bringe ich auch zue
- Gerald & Thomas
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Re: Schaltprobleme beheben - ein Bericht
Ein herzliches Dankeschön für die genaue Beschreibung.
Liebe Grüße Gerald
Liebe Grüße Gerald
Der "verrückte Österreicher"
Re: Schaltprobleme beheben - ein Bericht
Wow Manfred,
ich bin wieder mal schwer beeindruckt und begeistert. Ein super hilfreicher Beitrag, danke dir.
Viele Grüsse,
Rainer
ich bin wieder mal schwer beeindruckt und begeistert. Ein super hilfreicher Beitrag, danke dir.
Viele Grüsse,
Rainer
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- Beiträge: 11
- Registriert: Do 2. Jun 2022, 11:32
Re: Schaltprobleme beheben - ein Bericht
Vielen Dank für die Mitteilung deiner Erfahrungen ! Bei mir fängt es auch im ersten sowie im Rückwärtsgang an.
Danke für die ausführliche Beschreibung
Gruß Tamino
Danke für die ausführliche Beschreibung
Gruß Tamino
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