Himmel einziehen

Alles zum Thema Aufbau, Innenausstattung, Karosserie u.s.w.
Benutzeravatar
Rudolf
Beiträge: 40
Registriert: So 10. Jul 2016, 15:08
Wohnort: Remscheid

Himmel einziehen

Beitragvon Rudolf » Mo 12. Dez 2016, 17:37

Liebe Arabella-Freunde,

Ich habe das in meinem Leben noch nie gemacht. Deshalb erhebt nachfolgende Abhandlung nicht den Anspruch der Professionalität. Ich schreibe diese Zeilen nieder, weil ich im Vorfeld etliche Stunden vergeblich nach einer Anleitung zum Einbau eines Himmels mit Spriegeln gesucht habe. Ich hoffe, dass sich einige Arabella-Freunde, die diese Arbeit irgendwann mal durchführen müssen, im Vorfeld einiges an Zeit sparen, und dass die eigentliche Ausführung leichter von der Hand geht.

Das frisch lackierte Dach habe ich ca. 10 Tage durchtrocknen lassen. Im Keller baute ich eine Arbeitsfläche aus 2 Holzböcken mit zwei ca. 1,50 m langen darübergelegten Gerüstdielenstücken auf die ich zwei auf ca. 1,40 m zusammengerollte, weiche Wolldecken legte. Das Dach wurde umgedreht und mit seinen Rundungen auf die Wolldecken gelegt.

Ich habe den fertigen Himmel von Himmelservice Oppermann bezogen. Die Mitte des Tuches war vorn und hinten angezeichnet, ebenso ein Pfeil vorhanden für „vorne“. Die Spriegel sind unterschiedlich lang und dick. 5 Spriegel D = 5 mm und 2 Spriegel D = 4 mm. Da ich keinen alten Himmel hatte und mir auch die Anordnung der Spriegel unbekannt war, habe ich die Breite des Daches in den Segmentabschnitten des Tuches (von Abnäher zu Abnäher) gemessen. Das Dach wird von vorn nach hinten kontinuierlich breiter. Ich fing von vorn mit dem kürzesten Spriegel an. Nach hinten werden sie immer ein Stückchen länger. In der Mitte des Daches, links und rechts von der Dachverstärkung werden die 4 mm dicken Spriegel in die Taschen des Himmeltuches geschoben. Die Lage der Spriegel ist von vorn nach hinten bis zur Mitte mit der Wölbung nach vorn, ab der Mitte gegenläufig mit der Wölbung nach hinten.

Arabella106a-Lage der Spriegel.jpg


Mit dem Spannen des Himmels habe ich mit dem Segment über der Verstärkung in der Mitte des Daches begonnen. Das Tuch seitlich gespannt, indem ich links und rechts neben den 4 mm Spriegeln den Überstand des Tuches sowohl zu mir als auch diagonal nach links und rechts relativ feste gezogen habe. Mein Sohn konnte dann mit einem weichen Bleistift die Klebefläche auf dem Tuch anzeichnen. Gleichzeitig noch zwei Begrenzungsstriche auf der zu verklebenden Blechfläche gemacht. Das Himmeltuch nach innen umgeschlagen und eine Pappe zwischen die inneren und äußeren Himmeltuchflächen gelegt, damit der Kleber nicht auf die gute Seite des Himmels gelangen konnte. Außerdem dringt der Kleber durch die Löcher des gelochten Himmeltuchs. Das kann man nach der Verklebung, bevor es durchgehärtet ist, mit Universalverdünnung wegbekommen. Beides mit Kövulfix von Kömmerling eingepinselt, ca. 20 Minuten gewartet bis beide Flächen beim Fingertest grifftrocken sind. Dann das Himmeltuch wie vorher erwähnt, diagonal gezogen und die Klebeflächen vom zweiten Mann festgedrückt.

Arabella107b-Klebstoffauftrag 1. Segment Mitte.jpg


Arabella108-Spannen und Festdrücken 1. Segmentes Mitte.jpg


Man sollte unbedingt den Pinsel nach jedem Kleberauftrag 3 – 4 mal in Verdünnung auswaschen und mit Papier oder Lappen abputzen, sonst ist der Pinselverbrauch entsprechend höher, da auch der Kleber am Pinsel trocknet.
Danach nach hinten weitergearbeitet, Das nächste Segment trocken gezogen, dabei überzeugt, dass es sich wirklich ohne Falten spannen lässt, und die nächste Klebefläche angezeichnet. Das Gleiche auf der rechten Seite. Kleber auf Tuch und Blech aufgetragen und wiederum 20 Minuten Ablüftzeit des Klebers vergehen lassen. Eine Seite in Segmentbreite diagonal stramm gezogen und der zweite Mann drückte die Klebeflächen zusammen. Danach die andere Seite des Segments.
So spannten und klebten wir Segment für Segment. Manchmal legen sich nach dem Ankleben wieder kleine Falten in das Tuch. Da ist es von Vorteil, dass sich der Kövulfix-Kleber im Gegensatz zu Pattex wieder ablösen und korrigieren lässt. Er bekommt trotzdem seine Endfestigkeit. Ich habe auch gelesen, dass Pattex nicht für Verklebungen von Kunstleder geeignet ist.

Bei den beiden letzten hinteren Segmenten habe ich die für die Spriegel abgenähten Taschen (wo die Spriegel durchgeschoben werden) beidseitig ca. 3 cm nach innen aufgeschnitten. Dadurch war der Übergang zwischen Tuch mit Spriegel und Tuch ohne Spriegel im Randbereich nicht so gravierend geknickt, sondern geschmeidiger und ohne Falten auf den Blechrand zulaufend zu verkleben.

Im Bereich des Heckfensters endet der Himmel ungefähr auf halber Höhe der Rundung der Seitenscheiben. Hier habe ich das Tuch ca. 6 cm senkrecht hinter der C-Säule eingeschnitten, um besser in der Rundung verkleben zu können. Den überstehenden Stoff habe ich auch 6 cm waagerecht abgeschnitten.

Arabella113-Heck-Seitenfenster Tuch 6 cm senkr. eingeschnitten.jpg


Die Moosgummiauflage an der oberen waagerechten Kante des Heckfensters besser nicht mit Kleber bepinseln. Da es sich hier nur sehr schwierig spannen und kleben lässt, ohne Falten zu werfen, ist mehrmaliges Abziehen des Himmelstoffs von der Klebestelle unvermeidlich. Das Moosgummi würde hierbei zerrissen.

Da durch das mehrfache Abziehen des Tuchs nur noch punktuell Klebestellen haften, ist nachpinseln mit Kleber in den anderen Bereichen angesagt.

Nach dem Spannen und Andrücken des Himmeltuches am oberen Rand der Heckscheibe schnitt mein Sohn das Himmeltuch mit 7-8 mm Überstand ab. Danach pinselte ich den Glasfalz mit Kleber ein und verklebte das Tuch nach Antrocknen des Klebers mit der Glasfalz.

Arabella116-Falz Heckfenster zum Kleben vorbereitet.jpg


Mein Sohn und ich haben mit Ablüftzeit des Klebers gute 2 x 5 Stunden gebraucht, um den Himmel einzuziehen. Die nachfolgenden Fotos zeigen, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Arabella119-fertige Ansicht Himmel Heck-Seitenfenster.jpg


Arabella120-fertige Ansicht Himmel Heck-Seitenfenster 2.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Rudolf
Beiträge: 40
Registriert: So 10. Jul 2016, 15:08
Wohnort: Remscheid

Re: Himmel einziehen

Beitragvon Rudolf » Mo 12. Dez 2016, 17:44

Arabella122-fertige Ansicht Himmel vorn + Seite.jpg



Himmelstreifen oberhalb der Front- und Seitenscheiben

Dem bestellten Himmel lag ein ca. 15 cm breiter Himmeltuchstreifen bei, der aus der Länge des Frontfensters und den diagonal angenähten Streifen der Seitenfenster bestand.

Nachdem wir den Mittwoch, 07.12.2016, mit dem Dach verbracht hatten, wollten wir am Donnerstag, 08.12.2016 diesen Dachrandstreifen einkleben.

Auch hier war im Frontfensterbereich die Mitte des Tuches eingezeichnet. Die war am Frontrahmen schnell ausgemessen und mit weichem Bleistift auf dem neuen, ca. 10 Tage abgelüfteten Lack markiert. Wir wussten allerdings nicht, mit welchem Überstand über die Frontscheibe wir beginnen sollten. Nahmen wir mehr Überstand, indem wir das Tuch höher schoben, so wanderte der Knickpunkt des Tuches an der A-Säule weiter nach hinten. Arbeiteten wir ohne Überstand, das Tuch wurde heruntergeschoben, so passte der Knickpunkt an der A-Säule auch nicht überein. Wir wussten auch nicht, ob wir das Himmeltuch in der Rundung der Frontscheibe oder gerade gezogen auf dem Rahmen ankleben sollten.
Wir entschieden uns für ca. 3 cm Überstand, Tuch lappte bis an den Falz der Frontscheibe, und klebten oben auf der Frontwand im Verlauf der vorgegebenen Rundung.

Nachdem der Himmelstreifen befestigt war, versuchten wir das Tuch der Seitenscheiben im entsprechenden ca. 100 Grad Winkel auf das Blech der Seitenscheiben zu ziehen. Dies misslang jedoch komplett. Man kann eine durchgenähte 100 Grad Gehrung, deren oberen 3 cm waagerecht und die unteren ca. 12 cm ungefähr senkrecht nach unten abgeknickt sind, nicht faltenfrei fixieren. Dafür fehlt im oberen Bereich entweder Stoffzugabe für den „weiteren Weg“ durch Abbiegen oder aber der Stoff darf in diesem Bereich nicht vernäht sein.

Wir versuchten im unteren Bereich das Tuch in die verlangte Position zu ziehen. Dies gelang jedoch auch nicht. Die Naht der in Gehrung zusammen genähten Tücher, stand zu weit in Richtung Seitenscheiben und nicht wie im Bild gezeigt, von der Fensterdichtung etwas steiler zum Dach laufend. Fazit: Der Stoff war im Bereich der Frontscheibe zu lang. Das konnten wir auch nicht durch verschieben nach unten ausgleichen. Das Himmeltuch haben wir wieder abgezogen, schön flach, damit uns der Kleber keine Farbe mitnahm. Anschließend klebten wir den Streifen ohne Überstand im Verlauf der Rundung der Frontwand wieder auf das Blech. Dann zogen wir den Stoff nach unten und zeichneten den Verlauf des Stoffes mit einem Bleistift an und trennten die Nähte auf.

Arabella87 Himmel Stephan01.jpg


Arabella127-Himmeltuch über VorderwandFrontscheibe zu lang + Winkel zum rechten Seitenfenster falsch.jpg


Am Samstag kam die Stunde der Wahrheit. Ich überprüfte nochmal die Lage der senkrechten Naht und entschied mich für das Herausschneiden eines schmalen, dreieckigen Zwickels links und rechts aus dem Tuch der Frontscheibe.

Arabella129-Überprüfen der senkrechten Naht.jpg


Arabella132-Auftrennen der Gehrungsnaht.jpg


Meine Frau nähte mit der Hand und weißem Zwirn die erste Gehrung wieder zusammen, am Anfang und am Ende schön hin und her, damit beim Spannen nicht die Naht aufreißt. Danach zogen wir das Stück in die gewünschte Richtung und verklebten es auf der Frontfenster-Seitenfensterecke.

Arabella133-Vernähen der neuen Gehrungsnaht01.jpg


Zufrieden mit dem Ergebnis wurde die linke Ecke entsprechend vernäht und verklebt. Das restliche Tuch auf dem Blech zu verkleben war dann keine große Kunst mehr und ging flott von der Hand.

Arabella137-fertig verklebter Dachrand02.jpg


Das Einkleben von Moosgummiprofilen, Spannen und Verkleben des Tuches werde ich nach Dachmontage fortschreiben. Glaube und hoffe jedoch, dass es hierbei zu keinen weiteren Komplikationen kommt.
Kommentare zur einfacheren Ausführung sowie allgemeine Verbesserungen sind ausdrücklich erwünscht.

Liebe Grüße
Rudolf
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von Rudolf am Mo 12. Dez 2016, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Letzter Fuffziger
Beiträge: 885
Registriert: Mo 13. Jun 2011, 12:48
Wohnort: Coburg

Re: Himmel einziehen

Beitragvon Letzter Fuffziger » Mo 12. Dez 2016, 20:15

Uuiii, toll! :text-goodpost:

Wenn es jetzt noch einen "systematisch Zerschraube-Bericht" für die Karosserieschale gäbe, wär's auch da leichter, sich mal dranzutrauen.
In der allergrößten Not gibt's ja eine bekannte Werstatt ganz in der Nähe, auch wenn die da fluchen wie die Rohrspatzen (ich weiß, Bier hilft!) :obscene-drinkingcheers:

Gruß und danke, Rudolf :occasion-xmas:
Manfred
Zuletzt geändert von Letzter Fuffziger am Mo 19. Dez 2016, 15:17, insgesamt 3-mal geändert.
Was ich anfange, bringe ich auch zue

Benutzeravatar
arn
Beiträge: 297
Registriert: Di 20. Mai 2014, 13:53
Wohnort: Berlin

Re: Himmel einziehen

Beitragvon arn » Di 13. Dez 2016, 09:23

Wunderbarer Bericht! Bin gespannt auf die Fortsetzung und wie schön, wenn man einen Sohn hat, der auch noch Hand anlegt. Gratuliere!
Arn

Albert Holzer
Beiträge: 20
Registriert: Mi 6. Jul 2016, 08:03

Re: Himmel einziehen

Beitragvon Albert Holzer » Di 7. Feb 2017, 13:35

Danke für den ausführlichen Bericht. Habe erst letzte Woche den alten Himmel demontiert und einen neuen bestellt. Beim Zusammenbau werde ich mich an die geschilderten Anweisungen halten und hoffe, dass mein Ergebnis auch so gut ausschaut.
Albert


Zurück zu „Karosserie“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste