"PASSFORM" Kolbenringe: was ist anders?

[Letzter Fuffziger]

Hallo zusammen,

konnte letzthin einen Satz nagelneuer Kolbenringe von Götze erstehen und wollte die verbauen. Jetzt scheint es sich aber herauszustellen, dass es sich dabei
um eine besondere Reparatur-Qualität für bereits gelaufene Motoren handelt. Aufschrift "PASSFORM".

Bisher habe ich nur die Bestätigung dafür in Form eines Auszugs aus Trzebiatowsky gefunden:
"Wenn der Motor Ihres Wagens nach langer Laufzeit nicht mehr die volle Leistung hat und zuviel Öl verbraucht, liegt das fast immer daran, daß die Kolbenringe nicht mehr dicht schließen können. Ist dabei der Motor — wie in den meisten Fällen — mechanisch noch recht gut in Ordnung, genügt es, die Verschleißschäden — häufig an den Ventilen — beheben und gleichzeitig PASSFORM- Kolbenringe einbauen zu lassen. Damit werden Leistung und Ölverbrauch wieder normal. So gewinnen Sie mindestens 40000 neue, gesunde Kilometer für eine geringe Ausgabe, die Sie zudem durch den normalisierten Ölverbrauch reichlich einsparen. Für die Richtigkeit dieser Angaben garantieren die Goetzewerke..."

Vielleicht hat jemand das Buch und kann auf S 694 mal nachsehen ... ?!
Es gibt auch einen Artikel in AMS 25/55 und eine technische Anweisung von Goetze - befinden sich aber leider auch nicht in meinem Zugriff!

Englisch heißt diese Ausführung übrigens EXPANDER TYPE PISTON RINGS, übersetzt sowas wie "mit Dehnfeder".
Was eben auffällt, sind die zusätzlichen Federringe unter dem 2. und 3. Ring, sieht danach aus, als sollten hier geringere eigene Federkräfte ausgeglichen werden.
Sind das also weniger steife Ringe mit besserer Anschmiegsamkeit an unrunde Zylinder oder sind die generell weicher und laufen schneller ein resp. verschleißen auch schneller?
50.000 km würden mir ja reichen, wenn die Büchsen keine Schaden nehmen, das sind etliche Jahre. Dann soll eh' mal eine Generalrevision folgen.

>>>> Spricht irgendwas dagegen, die in 0-maßigen neuen Laufbüchsen zu verbauen?

Wer kennt sich aus?

Für sachdienliche Hinweise dankbar:
Manfred

[diddi]

Hallo Manfred,

zu den "Passformringen" kann ich Dir folgende Antwort geben:

Ich habe bereits 1964 in meine erste Arabella diese Ringe von Goetze, wegen zu hohem Ölverbrauch eingebaut.
Die Ringe sollen aus einem besonders hartem Metal sein und die Zylinder neu anpassen.
Wie ich mich erinnern kann, ging der Ölverbrauch kurzzeitig zurück, ist aber nach
einigen tausend Kilom. wieder auf das alte Nivau gestiegen. Ich habe dann einen
Austauschmotor eingebaut, der damals bei Lloyd für DM 400.-- zu haben war.
Soweit meine Erinnerung an die Reparatur von damals, war ziemlich aufwendig.

Gruss aus Bremen

Dieter

[Letzter Fuffziger]

Hallo Diddi,

da können natürlich auch Ventilführungen etc. dran beteiligt gewesen sein.
Die Geschichte mit dem harten Material halte ich für unwahrscheinlich. Welchen Sinn hätte es, ohnehin ausgelaufene Zylinder noch weiter "auszukratzen"?

Letztendlich vermuten wir beide - wer spielt Schiedsrichter?

Manfred

[borgideluxe]

Hallo,

der Begriff "PASSFORM" sagt mir bei den Kolbenringen nicht besonders viel.
Dass die Kolbenringe passen müssen versteht sich von selbst.

Was nicht erwähnt wurde ist, dass sich Kolben, Kolbenringe
und Zylinder einlaufen müssen.
D.h., wenn die Kolbenringe erneuert werden, sollen auch die Zylinder
gehont werden. Sonst ist unweigerlich ein höherer Ölverbrauch vorprogrammiert.
Nur dann kann sich der Motor wieder neu einlaufen, eine ordentliche Kompression
erzeugen und auch kein Öl verbrauchen.
Diese Info habe ich von einen Motorenexperten bekommen.
Vielleicht hilft es weiter.

Gruß

Joachim

[Letzter Fuffziger]

Hallo Joachim,

da geh'ts Dir (leider) wie den meisten anderen auch - zum Glück hat mich ein "Kundiger" rechtzeitig aufmerksam gemacht,
ohne aber dann mehr über die Verwendbarkeit zu wissen.
Oben steht zwar: "Spricht irgendwas dagegen, die in 0-maßigen neuen Laufbüchsen zu verbauen?", aber dann halt nochmal.
Es sind(!) neue(!) Büchsen, nicht nur frisch gehont, sondern aus Halbfertigware im Nullmaß -x neu gebohrt und dann fertig gehont.
Dazu gibt's auch die Kolben - noch sehr gut mit originalen Drehspuren sichtbar, Nuten ok, keine Risse.
Nun geht es darum, ob sich die Reparaturqualität (eben PASSFORM genannt, die Standardware hieß NORMFORM) auch in Neuware
folgenlos verbauen lässt, oder ob es da zu ungewolltem Verschleiß kommt.
Aller Art Vermutungen nützen mir da nichts, deswegen habe ich jetzt Götze direkt angemailt. Hoffe nur, dass die
überhaupt antworten ...

Gruß, Manfred

[borgideluxe]

Na Manfred, dann bin ich ja froh das du einen "Kundigen" gefunden hast.

Wenn du neue Büchsen hast, die noch Jungfräulich sind, dann gehören da auch neue Kolben mit neuen Kolbenringe im
dazugehörigen Maß rein und keine "Passformkolbenringe" die, wie Dieter schon erwähnt hat, in Motoren eingebaut werden die ausgenudelt
sind, keine Kompression haben und Öl verbrauchen. Beides, Kolben und Büchsen müssen passen. Repsätze sind in dem Fall m.E. nicht geeignet weil sie sicherlich auch eine andere Härte haben, die den neuen und gehonten Zylindern schaden könnten. So wie Dieter es beschrieben hat, hat es ja auch nicht lange gehalten.

Aber, da musst du entschuldigen. Das mit den "neuen Büchsen" habe ich bei dem langen Text wohl überlesen.
Werde auch wie Stephan dann besser zukünftig das Maul halten bevor ich hier mit Halbwissen glänze.

[Letzter Fuffziger]

Danke Euch jedenfalls!

@borgideluxe - naja, so parat hatte der (übrigens ebenfalls ein "kleinerer" Motorenbauer) sein Alt-Wissen eben auch nicht mehr.
Früher wäre ja wohl auch niemand auf die Idee gekommen, diese Kombination verbauen zu wollen, nur weil sie halt grad mal da ist.
Da hat man noch in's Regal gelangt.
Mein Gedanke: warum sollten die Ringe, die ja offenbar besonders gut anliegen, nicht in neuen Büchsen laufen, wenn sie es in schlechteren auch tun.
Bloß sicher sein möchte ich - zum "kaputtexperimentieren" ist mir das Material dann doch zu schade. Die Laufdauer ist der andere Faktor ...

Es eilt nicht, da Zweitmotor! Baue nächste Woche erst mal den zusammen (hoffentlich), den ich aktuell verwenden will.

Liebe Grüße
Manfred

[Letzter Fuffziger]

Ein Lob an Rupert Dangl von den Lloyd-Freunden für das "Ausgraben" der Original-Info der Götzwerke zu den
Passform-Ringen: http://www.rupertdangl.quit-clan.de/001 ... php?o=4_10
Damit steht eine Doku zu Kolben-/ Zylinderverschleiß und Einsatz der Kolbenringtypen zur Verfügung, die kaum Wünsche offen lassen sollte.
Auf einen Nenner gebracht:
die Abstreifwirkung der Passformringe ist in unverschlissenem Zylindermaterial so hoch, dass die Gefahr des Trockenlaufens besteht.
In Neu-Material (oder ohne erhöhten Ölverbrauch, der eindeutig von Zylinderverschleiß herrührt) nicht verwenden!

Vielen Dank nochmals!
Manfred